DEREVO e-life

AKTUELL - 31.12.2013 - Ich grüße Euch, Ihr Götter…

31. 12. 2013, 15:53 | by DEREVO
englishрусский

Ich grüße Euch, Ihr Götter!

Ich schreibe mit großem Anfangsbuchstaben, damit ich nicht ausgezischt werde und damit es zu Ende gelesen wird.

Ich grüße euch alle!

Ihr Listigen und Bärtigen, Glatzköpfigen und Unsichtbaren, Gemalten und Vergoldeten, Tönernen, Hölzernen und schwer Auszuspechenden.

Habe ich auch niemanden vergessen?

Ja… noch dieser eine, der Sonnengott Ra — der im «Joint» Geborene.

Ich sehe, ihr arbeitet, ihr gebt euch Mühe.
Kriege, Kriege, Tod, Hunger…

Und die Kriege werden nicht um eine Prinzessin oder um Landbesitz geführt, sondern angeblich euretwegen, ihr «Teuren»

Es klappt nicht bei euch…

Ihr solltet euch irgendwo auf einer kleinen Wolke treffen und eure Kräfte messen, oder die Länge eurer Zungen.

Wir aber werden weiter die Menschen glücklich machen, und ihr werdet uns nicht aufhalten!

Und ich werde euch überleben!

Und lastet das Unglück der Menschen nicht dem Teufel an!

«Die Rolle des Teufels wird stark übertrieben» - A. Sokurov

Ich werde euch überleben, ihr Pappnasen…

Viel Glück im Neuen Jahr, ihr Menschen!
Geht euren Angelegenheiten nach!
Ihr seid geboren um glücklich zu sein!
So SEID es!

Anton Adassinsky
und die Gruppe DEREVO

post scriptum

Ich bin oftmals danach gefragt worden…
Ich wollte nicht antworten.
Jetzt werde ich es sagen.
Als ich in der Faust-Verfilmung mitgespielt habe, habe ich manches erlebt.
Jeden Tag «Zeichen», «Begegnungen» und Gesichte…

Ich dachte, ich würde das nicht aushalten.
Geholfen haben mir Old Pulteney und Morton Feldman

Dann hat es aufgehört, aber Spiegel und das Geräusch des Windes machen mich immer noch nervös.

Deshalb schreibe ich in der ersten Person.
Obwohl ich davon auch nicht mehr ganz überzeugt bin.

 

 

“ONCE…” final bows have been filmed on 28 Dec. 2013 at the Festspielhaus Hellerau in Dresden

Kamera: Makhina Dzhuraeva
Tänzer: Anton Adassinsky, Elena Yarovaya, Tatjana Chabarova, Oleg Zhukovsky, Pawel Alechin
Ton: Daniel Williams
Licht: Falk Dittrich
Management: Isolde Matkey

 


 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Video: Machina Dschuraewa

 

AKTUELL - 7 Hertz

19. 12. 2013, 23:18 | by DEREVO
englishрусский

Ich dachte sofort an die Bermudas und an fliegende Holländer..

Ein Dorf, wo die Gehwege mit Marmor gepflastert und die Uferpromenaden mit einer aufwändigen Verkleidung verziert sind ..
Jede armselige Hütte hat ein originelles Design..
Springbrunnen und traumhafte Innenhöfe.
Doch dann muss etwas passiert sein,
Jetzt steht überall und an allem «Zu verkaufen».
Die Menschen sind weggefahren, gegangen, weggeflogen
Keine Partys mehr, keine Cafés, die zur Nachtzeit geöffnet sind
Zwar sind noch einige Hotels in Betrieb, aber auch da wird es schwieriger
Dort treffen sich einsame, langweilige Nudisten..
Die Einsamkeit hat ihre Berechtigung — zu reden wäre wegen des Windes unmöglich.
Er war immer da und er wird immer tosen…
Auch die Wellen.

Ich will euch etwas erzählen.
Wo immer ich hinkomme, mache ich einen local pub ausfindig.
Auch hier fand ich einen. Vielleicht too local, weil bereits ab sechs Uhr abends niemand mehr stehen kann.
Einer der «horizontalen Helden» - Steve aus Amsterdam, erzählte mir, dass er an diesem Schreckenstag schon am Morgen betrunken war und dass er sich an nichts mehr erinnert außer an das Herzklopfen und an den Wunsch, sich unter dem Bett zu verkriechen..
An diesem Tag nämlich kam die WELLE.
Alle, die im Dorf geblieben sind, erzählten mit ungefähr dasselbe.
Von früh an wehte kein Wind.
Das allein war ein Wunder!
Die Menschen drängten hinaus in die Gassen, um über die Sache zu diskutierten, und dann geschah etwas Merkwürdiges: alle hatten belegte Ohren, und die Menge flüchtete von der Küste in die Berge. Nur die Kinder schienen nichts zu spüren, sie wurden dennoch mitgezerrt.
Abends kehrten alle wieder nach Hause zurück, aber schlafen konnte keiner.
Am nächsten Tag ging alles von Neuem los..
Sie schoben es auf die Geister, auf die Winde aus Afrika und dergleichen Spuk.
Eine Woche lang wurden keine Fische gefangen und die Leute reisten nach und nach ab..
Steve ist dort wohnen geblieben - «Der Kaffee, Anton, 50 Cent!..»
Er hatte erfahren, was ich beruflich mache und er nahm mich mit, um mir das Theater zu zeigen..
Mir gefiel das «Theater» wie auch alles sonst, was in diesem Dorf übrig geblieben war.
Der Wind dröhnt wie früher in den Ohren, und Arthur und David sind gewiss überzeugt, dass es der Ozean war, der auf diese Weise mit ihnen gesprochen hat.

 

Ein Haus auf der InselFelsenEin Haus auf der InselWarten...
TheaterDas BootDas DenkmalWellen hören nicht auf zu schlagen

 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Elena Yarovaya, Anton Adassinsky

 

DEREVO + Filme von AKHE in Hellerau, Dresden im Dezember 2013

19 & 20 - KASPEROL PARADOX - Premiere!
21 & 22 -Schneeflocken II, Aufführungen von DEREVO Studenten und jungen Tänzern
26, 27 & 28 - ONCE…

 

AKTUELL - 08.11.2013 - Die Brücke

09. 11. 2013, 00:38 | by DEREVO
englishрусский

Etwas ist geschehen in Woronesch und in Moskau
Nach langer Pause habe ich eine tief gehende Meisterklasse geleitet.
Wieder sah ich in junge Gesichter, hörte schwierige Fragen, wieder fasste ich Vertrauen …
Und ich wollte nicht Abschied nehmen, wir feierten, wir schliefen nicht, und wieder haben wir ohne Rücksicht auf blaue Flecke und Tränen gearbeitet
Aber heute habe ich schon Angst zu fragen — habt ihr es nicht vergessen?
Habt ihr nicht aufgegeben?
Übt ihr noch?
Werdet ihr weitermachen??
Oder werdet ihr seufzen und in die gewohnten Bahnen zurückkehren?

Ich bin die Brücke.
Man kann auf mir von einem Ufer zum anderen gehen. Die Brücke war immer da — für alle. Und sie wird da sein.
Doch plötzlich — «Ermüdung des Metalls» (Poncelet war ein Romatiker!)

Und es gibt keine Brücke mehr
Was soll’s, der Mensch gewöhnt sich an alles — wir werden an verschiedenen Ufern leben…
Aber das wird später sein, nicht so bald.

Jetzt aber -
könnt ihr einander besuchen, indem ihr über mich geht — mit einem Brotlaib in einem Leintuch, mit Karamelbonbons für die Kinder …
Haltet in der Mitte inne, werft Brotkrumen hinab, ein Fisch blinkt auf …
Ihr werdet lächeln!
Und im schwarzen welligen Spiegel des Wassers werdet ihr das Lied dieser zum Sterben schönen Tage hören.

Euer ergebener Diener (veraltet)

Anton Adassinsky

 

Anton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria JersaAnton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria JersaAnton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria JersaAnton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria Jersa
Anton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria JersaAnton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria JersaAnton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria JersaAnton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria Jersa
Anton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria JersaAnton Adassinskys Meisterklasse. Moskau. Okt. 2013. Foto - Valeria Jersa

 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Valeria Jersa

 

Tags:   | | |

AKTUELL - 20.10.2013 - Idee

20. 10. 2013, 11:57 | by DEREVO
englishрусский

David hatte einen Brotkanten gefunden. Arthur sah dies, stürzte sich auf David und versetzte ihm mit einer Kastagnette einen Schlag auf den Kopf. David ließ den Brotkanten fallen und heulte los. Arthur bemächtigte sich des Brotkantens, flüchtete ins Bad, schlug die Tür hinter sich zu und und fing ebenfalls an zu schreien. David hob mit einem dämonischen Lachen die Kastagnette auf.

Mir wurde klar, dass die Kinder groß geworden sind und dass ich mich wieder meiner Berufstätigkeit zuwenden kann. Längst war alles vorbereitet.

Selbstverständlich ein Backenbart, ein Basecap mit dem Schirm nach vorn, angeklebte blonde Haare, ein unförmiger Regenmantel, Schuhe mit verschieden hohen Absätzen und eine Brille in der Stärke «+3» - man kann damit gut sehen und die Augen erscheinen größer…

Ich war schnell am Ziel, den Wagen parkte ich vor dem Café an der Tankstelle. Genau die richtige Zeit! Samstag, Massenandrang, die Verkäufer freuen sich auf den Feierabend…

In den Hosentaschen hatte ich gefüllte Klystiere und ich drückte große Mengen Wischnewski-Salbe auf den Fußabstreicher vor dem Fahrstuhl aus; der Geruch verbreitete sich sofort im ganzen Kaufhaus. Mit Rücksicht auf die Vidoeüberwachung blieb ich praktisch nirgends stehen und drehte mich nicht um.

Ich ging zu dem Mann, der mir vor 8 Monaten die falschen Jalousien verkauft hatte.

Der Mann war an seinem Platz. Schnell gab ich eine Bestellung auf. Er verschwand für ungefähr zehn Minuten im Lager, sodass ich Zeit hatte auf seinem Computerbildschirm «451 F» erscheinen zu lassen; ich hinterließ ein bellendes Hündchen, um Besucher anzulocken, goss Sekundenkleber über die Tastatur und verschwand.

Aus dem Ärmel heraus spritzte ich in alle Schlösser flüssiges Bohnerwachs.

Nun blieb das Wichtigste… In der Toilette gibt es keine Kameras, dort deponierte ich ein Paket mit der Aufschrift «Lauf weg!» und wendete die Jacke mit der Innenseite nach außen. Bereits nach zehn Minuten wurde über Lautsprecher die Evakuierung angeordnet.

Ich drängte mich mit den anderen in den Fahrstuhl, lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und klebte einen großen Sticker an mit dem Text «Gott hat uns verschieden gemacht — IKEA macht uns gleich!».

Über die Parole hatte ich lange nachgedacht und hatte auch Varianten in Erwägung gezogen: «Since 1997 — all the same», «Die Qualität entspricht dem Preis» und auch … etwas Deftigeres, aber mir kam es auf das Pathos an!

Ich verließ mit der Menge den Fahrstuhl, versteckte mich dann einfach in einem Schrank und harrte dort aus. Nach 15 Minuten Wartezeit zog ich mir die Maske über und zündete eine Nebelkerze.

Jetzt konnte ich herauskommen. Ich war unsichtbar. Die Räume waren menschenleer. Alles in Brand zu stecken war eine Sache von drei Minuten, aber allein wegen der Nebelkerze waren mehrere Feuerwehren angerückt. Ich verkleidete mich als Chirurg (die Kostümierung hatte ich aus dem Theater); die Foliengamaschen und die Maske waren überflüssig, aber sie wirkten echt… Im Keller spürte man die Brandhitze nicht. Ich wartete auf die Sirenen der Rettungswagen (sie benutzen ein Quartsignal, wie die Hymne der Sowjetunion).

Der Keller füllte sich mit Rauch.

Ich nahm ein paar Stöcke, einen Stofffetzen, wickelte etwas zusammen, was aussah wie eine Trage, und rannte zur Tür. Auf der Straße wimmelte es von Fahrzeugen, alles schrie durcheinander, Sirenen heulten. Als ich draußen war, setzte ich mich an einer Mauer nieder und fing an zu husten. Ein Feuerwehrmann stürzte zu mir, ich zeigte ins Innere des Kaufhauses und rannte zu einem Rettungswagen, bat um Wasser, und noch während ich mir das Gesicht wusch, war ich vergessen. Ich zog mich um, verstaute die Sachen in einem Rucksack und stellte mich zu den Schaulustigen. Das einzige, was ich vergessen hatte, war die Foliengamaschen auszuziehen (das fiel mir erst im Auto auf), aber, macht nichts, die hatte ich ja noch seit der Eremitage …

 

Anton Adassinsky. Einsatzbereit. Foto: Elena YarovayaAnton Adassinsky an der Philharmonie Surgut (Sibirien, Russland). Foto: Elena YarovayaKomponist Daniel Williams nicht in Surgut sondern in Porsgrunn, Norwegen. Foto: Elena YarovayaEine Dame mit Regenschirm. Surgut (Sibirien, Russland). Foto: Elena YarovayaDer Spiegelhalter. Surgut (Sibirien, Russland). Foto: Elena Yarovaya
Im Park namens "Die Purpursegel". Woronesch (Russland). Foto: Elena YarovayaAuf zwei Böden stehend... Foto: Elena Yarovaya"Schwanensee" von Woronesch (Russland). Foto: Elena YarovayaDie Wanduhr. Sankt Petersburg (Russland). Foto: Elena Yarovaya

 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Elena Yarovaya

 

AKTUELL - 28.08.2013 - Zukunft

28. 08. 2013, 18:28 | by DEREVO
englishрусский

Ich habe mir nie Sorgen um die Zukunft gemacht.
Wenn ich gehe, nehme ich die ganze Welt mit mir.
Auf dem Weg in den Himmel trinke ich eine Tasse Tee und beende einen Krieg.
Jetzt ist es anders.
Wir haben Kinder, und ihre große Einsamkeit wird fortdauern, wenn Lena und ich nicht mehr sein werden.
Ich habe meiner Mutter nie die Frage gestellt: «Warum hast du mich hierher gebracht?»
Auch sie werden diese Frage nicht stellen.
Sie sind großartig und glücklich wie alle Kinder.
Was können denn ich-du-wir für sie tun?
Im Grunde genommen gar nichts.
Nichts als den alltäglichen Dreck aus unserem Leben forträumen.
Mit ihnen auf allen vieren laufen, ihrem Lachen und ihrem Weinen zuhören
Und bereit sein, jeden in Stücke zu reißen, der ihnen wehtun will.
Von eben diesen Reißzähnen will ich sprechen.
Wartet nicht auf Hilfe und Veränderungen — jeder hat sie, wir und auch ihr.
Ballt die Fäuste, lernt es, selbst wenn ihr es früher nie tun musstet.
Prügelt euch für das Glück der Kinder, unser Glück haben wir schon verschissen.
Steigt nicht mit Rotz im Gesicht ins Grab, sondern mit dem guten Gefühl der Ermüdung -
Du hast großartige Arbeit geleistet!

Slava Polunin. St. Petersburg. Photo - Yulia BunakovaElena Yarovaya. St. Petersburg. Photo - Yulia BunakovaSlava Polunin. St. Petersburg. Photo - Yulia BunakovaDavid & Arthur Adasinsky. Photo - Elena Yarovaya

Slava — damit bist du gemeint:
Wir werden tun, was in unseren Kräften steht, damit du diesen Krieg gegen den Betrüger-Zirkus gewinnst.
Damit die Kinder wieder fröhlich rufen:
«Papa, geh mit uns in den Zirkus!»

 


 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Julia Bunakova, Elena Yarovaya

 

Tags:   | | |

AKTUELL - 24.07.2013 - «Tran»

24. 07. 2013, 23:00 | by DEREVO
englishрусский

Selbstportrait. Valeria JersaTo play for yourself. Valeria JersaHealing. Valeria JersaWhen sea-gulls flying low. Valeria JersaDeprived of the sky. Valeria JersaSiamese sisters. Valeria JersaDancer. Selbstportrait. Valeria JersaAfter the storm. Valeria Jersa

Ein Brief von einer Künstlerin war eingegangen, wie ich sie oft erhalte: „… ich möchte mit DEREVO zusammenarbeiten…“.
Ich hatte ihn nicht gründlich gelesen, hatte mehr auf die Fotos im Anhang geachtet. Sie hatten mir sehr gefallen, sogar Tanzbilder kamen auf.
Ich schrieb zurück, wir vereinbarten ein Treffen in Moskau.
Beim erneuten Lesen bemerkte ich ein Postskriptum: «Ich bin 15 Jahre alt».
In Moskau hatte ich nur vor den Dreharbeiten bei Mosfilm Zeit.
Wir trafen uns um 7 Uhr früh in einem leeren Café.
Sie hatte die Kamera dabei und schaffte es noch Bilder zu machen.
Es war ein Gespräch auf Augenhöhe; ich hatte das Gefühl, dass wir uns seit Langem kannten.
Ich fragte, was sich im Milieu der jungen Kreativen tut…
Während sie erzählte, gingen wir langsam in Richtung Mosfilm.
Wir gingen tatsächlich langsam, deshalb fielen wir auf und das Tempo schien uns gerade richtig.
Heute interessieren sie (die Jüngeren) sich, wie mir scheint, nicht mehr für die Lokalisierung eines Problemherdes (eine außergewöhnliche Situation).
Auf irgendeine Weise gelingt es ihnen, einen angeregten Ausschnitt des Seins in eine Höhe zu heben, von der aus sie, wie der Suchscheinwerfer unter dem Boden eines Hubschraubers, einen «unruhigen» Gedanken auf die Alltäglichkeit projizieren. Das Alltägliche wird gleichsam eingefärbt.

Deshalb betrachtete dieses Mädchen auch mich wie eine Fettschliere auf dem Wasser, die nicht untergeht und um jedes, auch das riskanteste Thema, herumfließt. Sie nannte das «Tran», das temporäre Anhalten einer Welle.

Im Gespräch spürten wir den kolossalen Abstand zum Straßenpflaster und zu den Denkmälern. Wenn man von der «Hubschraubertheorie» ausgeht, bedarf es keiner Entschlüsselung.

Der Strichcode der Kunst legt sich über einen beliebigen durchnässten Winkel der Stadt (ihr Foto) und löst sich im selben Moment auf. Die «Theory-Hypothesis-Null» von Sri Rama Michael Tamm ist zur komplexeren “Null-Hypothesis-Null” geworden.

Sie (Valeria Jersa) steht in beständiger unsichtbarer Verbindung mit Menschen, die ihr gleichen. Und für die Zeit unseres Morgens wurde ich auf unkomplizierte Weise in diesen Kreis eingeführt und in ihn aufgenommen.

Für diesen «Gefühls-und-Bewusstseins-Kreis» exisitert keine Definition. Bis jetzt. Doch um dorthin zu gelangen, braucht man einen Zugangscode. In meinem Fall war der Zugangscode an diesem Morgen meine Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Schaffen; deshalb kauften wir uns beide ein Eis und aßen es beide nicht auf. Die Sonne störte.

 


 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Valeria Jersa

 

AKTUELL - 05.04.2013 - Nika

06. 04. 2013, 11:36 | by DEREVO
englishрусский

Am 2. April 2013 wurde der Film “Faust” von Alexander Sokurov bei der Preisverleihung des Nationalen Kinopreis Nika (dem russischen Oscar) in vier Hauptkategorien ausgezeichnet. Unter anderem erhielt Anton Adassinsky den Preis als bester männlicher Darsteller für seine Rolle als Mephisto-Wucherer.

 


 

Ich war nie wirklich mit der Elite der russischen Filmindustrie vertraut… Jetzt weiß ich ein bisschen mehr. Nur weiß ich nicht, wie ich mit dem Wissen umgehen soll. Wahrscheinlich sollte ich es mit genügend Humor nehmen.

Anton Adassinsky

 


 

Anton Adassinsky bei der Nika Preisverleihung. Moskau, 02.04.2013. Foto - Elena YarovayaAnton Adassinsky bei der Nika Preisverleihung. Moskau, 02.04.2013. Foto - Elena YarovayaElena Yarovaya & Anton Adasinsky at the Nika Award Ceremony. Moscow, 02.04.2013. Photo - Nadya Pyastolova

Tags:   | | | | |

NOW - 15.03.2013 - in the Middle of White

15. 03. 2013, 23:59 | by DEREVO
englishрусский

I was quite full of wonder after my brief visit to Moscow to the Lumiere Gallery.

I hadn’t expected that so many people were still able to walk slowly and speak gently, to look into your eyes and even to listen to you without meddling with their iphones right in front of your face. I’m speaking of the visitors to the exhibition and to my gig there.

The exhibition Time of the Bells is a VERY GOOD one. Thank you to Nastya and all other organisers behind the scenes.

Meanwhile the DEREVO studio in Dresden has been turned into a filming location. A motion picture in progress is:

The Middle of White (working title)

Idea: Pavel Semchenko (AKHE)
Director: Pavel Semchenko
Cast: Anton Adasinsky (DEREVO)
Cameraman: Andrey Gladkikh
Assistant: Natalia Krymskaya
Producer: Pavel Semchenko

Big thanks to Elena Yarovaya and Isolde Matkey for their support with the boring administrative tasks.

We will tell nothing yet about the music. That will be a surprise.
Anton

(english text editor: Daniel Williams)

 

Pavel Semchenko & Anton Adasinsky.The Middle of White in progress.The Middle of White in progress.The Middle of White in progress.
The Middle of White in progress.The Middle of White in progress.The Middle of White in progress.The Middle of White in progress.
The Middle of White in progress.

 


 

LA DIVINA COMMEDIA - back in Dresden

Also the heavy metal performance by DEREVO is nearing:

29 – 31 March 2013 in Festspielhaus Hellerau, Dresden

The golden classic by DEREVO to be presented by the original cast & crew.

On stage:
Oleg Zhukovsky
Elena Yarovaya
Tatyana Khabarova
Anton Adasinsky

Sound: Dmitry Abramov
Light: Falk Dittrich

Tickets available On-Line via SAXTicket »

 


 

Bonus track for today’s NOW:

Anton Adasinsky performs his song Cat on Accordion from the Album DOPPIO live at Lumiere Centre in Moscow, 9th of March 2013. On stage are Alexandra, Veronika, Anton & Nikolay

Download the album DOPPIO here »

 

NOW - 01.03.2013 - Doppio for a Holiday

01. 03. 2013, 23:55 | by DEREVO
englishрусский

Hello everybody!

8th of March is an annual Holiday, which Anton celebrates every day!

So here is our present to you!

Listen to it, watch it, laugh on it, download it, share it with boyfriends and girlfriends immediately!

DOPPIO

Happy upcoming Holiday!

Anton Adasinsky & The Positive Band

A rather free style introduction of the album will take place on 9th of March in Moscow in the Lumiere Gallery.

Details are on their web-site »

 

Tags:   | | |

AKTUELL - 13.02.2013 - zurück auf die Bühne

13. 02. 2013, 23:59 | by DEREVO
englishрусский

Es gibt so einen Menschen!
Sie führt keine Meisterklassen durch.
Sie geht nicht ins Theater, aber wenn sie sich etwas ansieht, dann geizt sie nicht mit Lob.
Auf ernste Gespräche über Kunst lässt sie sich nicht ein.
Wenn es gar um Butoh, um Tanz oder Theater geht, sucht sie erst recht das Weite.
Sie macht sich lieber in einer Ecke an ihren Kostümen zu schaffen. Ihr Verhältnis zur Musik ist von Respekt und Gleichgültigkeit geprägt.
Dabei hat sie eine eigene CD veröffentlicht: „The Man Kissing the Bottom of a Boat“.

 

Elena Yarovaya in MEPHISTO WALTZ. Photo - Anna BogodistElena Yarovaya in MEPHISTO WALTZ. Photo - Anna Bogodist Elena Yarovaya in HARLEKIN. Photo - Roman EkimovElena Yarovaya in DIA GNOSE. Photo - Carola Fritzsche

 

Ohne sie hätte kein einziges Stück von DEREVO das Licht der Welt erblickt.
Auch der Film „Süd.Grenze“ – zwei Jahre haben wir für den Schnitt gebraucht – ist ihr zu verdanken.
Und die Fanciulla in „The Rider“.
Die Donna Flora in „ONCE“, Zhizha und der Narr in „La Divina Commedia“ und viele weitere einzigartige Gestalten und Charaktere.

 

Elena Yarovaya in Jester Empire. Photo - Isolde MatkeyElena Yarovaya in HARLEKIN. Photo - Dieter HartwigElena Yarovaya in LA DIVINA COMMEDIA. Photo  - D. PiwowarskiElena Yarovaya in ONCE... Photo - Sergey Kuznetsov

 

Manchmal war sie krank oder sie hatte anderes zu tun, und es kam vor, dass ihre Rollen von anderen übernommen wurden. Die anderen waren jung, genial, professionell – und doch fehlte etwas…

Es war nicht DEREVO…

Sie schlägt keine Saltos und speit kein Feuer.
Aber wenn sie die Bühne betritt, kann man den Blick nicht von ihr wenden.
Und nun steht Elena Jarowaja nach eineinhalbjähriger Unterbrechung (die Gründe sind bekannt) in dem Stück „Harlekin“ wieder auf der Bühne: am 1. März in der Music Hall in Sankt Petersburg sowie am 23. März in Warschau in der Produktion „Mephisto Waltz“ und vom 29. bis 31. März in «La Divina Commedia» in Dresden-Hellerau.

 

Elena Yarovaya in ROBERT'S DREAM. Photo - Carola FritzscheElena Yarovaya in TotenTanz. Photo - C. FriedlanderElena Yarovaya in Weisse Festung. Photo - Sylvio DittrichElena Yarovaya in Wheels of Power. Photo - Nicole van Hasselt

 

Danke, Lena!
Anton Adassinsky

 

Elena Yarovaya in the film Süd. Grenze by DEREVO

 

Übersetzung: Rainer Jäckel

 

 

NOW - 31.12.12 - Happy New Year!

31. 12. 2012, 22:46 | by DEREVO
englishрусский

I want to hear a voice!

Ring me. ring and speak, flatter, wish happiness and good health!

Voice is a Sound!
Sound is Music!
Music will never change, never become stained, and it always will make us get up from our knees and it will dry our tears!

„Hello, do you hear me?“
„Yes“
„That’s great!“
„Happy New Year!“

In 2012 DEREVO has managed to produce three new shows: „Noah’s Ark“, „5th Sun“ and „Sake, Moon and Horse“. The CD „Doppio“ has been produced as well and the new book „DEREVO in Dresden“. Both out sons, Arthud and David are already rushing to the stage… they should better become interested in chess.

We hug you all!!
Never be tired!

 

28.12.12 - Anton Adasinsky solo performance. Photo - Elena Yarovaya28.12.12 - Anton Adasinsky solo performance. Photo - Elena Yarovaya28.12.12 - Anton Adasinsky solo performance. Photo - Elena YarovayaArthur & David Adasinsky

 

Text: Anton Adasinsky
Photo: Elena Yarovaya

 

 

AKTUELL - 16.12.2012 - Die fünfte Sonne

16. 12. 2012, 23:20 | by DEREVO
englishрусский

Wir sind mitten in den Proben für das Stück “Die Fünfte Sonne”.

Ja doch, wir wissen Bescheid! Über den Maya-Codex und den Kalender, und darüber, wie interessant es für alle wäre, wenn wir auf einmal verschwänden.

Wir wollen aber nicht verschwinden. Umso mehr, weil wir nicht Spanisch sprechen und längst nicht mehr wissen, an welche Götter wir glauben sollen.

Ein Gedanke drängt sich auf…

Irgendein Fiesling (ein Knilch), wahrscheinlich ein Südländer, hatte verhindert, dass sein Sohn die Sonne zu sehen bekam, bevor er das fünfzehnte Lebensjahr erreichte, nur um dessen Reaktion beim Anblick der Sonne!! – und des Sonnenuntergangs!! - zu beobachten.

Wie wird der Junge reagieren, wenn das Licht untergeht?

Der feierliche Moment ist gekommen, die Sonne geht unter, der Junge aber sagt: “Keine Angst, sie kommt wieder!”

Genau daran arbeiten wir zurzeit mit Freuden …

Einige Fotos aus dem Arbeitsprozess.

 

Probe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia Krimskaja
Probe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia KrimskajaProbe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia KrimskajaProbe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia Krimskaja
Probe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia KrimskajaProbe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia KrimskajaProbe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia KrimskajaProbe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia Krimskaja
Probe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia KrimskajaProbe 5. Sonne. Dez. 2012. Foto: Natalia Krimskaja

 

Design und Ideen: Pavel Semchenko (AKHE), Anton Adassinsky und Elena Yarovaya (DEREVO).

 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Natalia Krimskaja

 

AKTUELL - 19.11.2012 - Boris Strugazki

20. 11. 2012, 22:29 | by DEREVO
englishрусский

Foto: Sergej Aksenov. (Anton Adassinsky als Don Rumata. Probespiel vom 1999 für die Verfilmung von "Es ist nicht leicht ein Gott zu sein", Regisseur Alexej German)

So ist es eben.

Entweder hatte ich nicht ausgeschlafen, oder ich war übermüdet, aber als ich las, dass Boris Strugatzki verstorben ist, kamen mir die Tränen.

Ich hatte nicht geahnt, dass es mich so tief berühren würde…

Er war nicht einfach ein „Schriftsteller“, nicht einfach ein „Science-Fiction-Autor“ – ihn so zu bezeichnen, wäre zu einfach.

Es verhält sich hier komplizierter.

Ein Sender, der eine Wellenlänge nutzt, die die Ungefährlichen nicht besitzen.

Erinnern Sie sich? Wir alle hören ein und dieselbe Stimme im Telefonhörer. Nur versteht jeder etwas anderes. („Die Verwaltung“/ „Die Schnecke am Hang“).

Irgendwann wird uns klar werden, was es mit dem „Kopfler-Hund“, der „Unruhe“, und der „Besessenheit“ auf sich hat, und mit noch tausenden weiteren Voraussagen, Entdeckungen, Warnungen…

Man muss nicht weit gehen. Alles ist schon einmal geschehen, wie in den „Juden der Stadt St. Petersburg“.

Und das „NIITSchaWO*“ („Das Märchen von der Troika“, Angara - Fassung) ist und bleibt die Lösung, die den Zynismus unserer Zeit wegwäscht, ein Denkmal für den Klugen Menschen…

Ich habe die „Schnecke“ allen meinen Freunden zugesteckt, eingefleischten Fans von Berdyaev, Crowly and Castaneda. Aber damals waren die Strugatzkis nicht in Mode.

Lest sie also jetzt.

Boris Strugatzki ist nicht gestorben.

Außerirdische sterben nicht. Hier wäre ein anderes Wort angebracht.

Wir kennen es noch nicht.

 

 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Photo: Sergej Aksenov (Anton Adassinsky als Don Rumata. Probespiel vom 1999 für die Verfilmung von “Es ist nicht leicht ein Gott zu sein”, Regisseur Alexej German)

 

 

AKTUELL - 28.08.2012 - Fringe 2012 ist vorbei

28. 08. 2012, 11:27 | by DEREVO
englishрусский

Der Bobby Preis für MEPHISTO WALTZ.

Eine weitere Auszeichnung für DEREVO: der Broadway Babys Bobby Preis „goes to Mephisto Waltz at Assembly Roxy for their high production values and stunning design“.

Vielen Dank an alle, die der Perfektion des Stücks beigetragen haben!

Lena Yarovaya – Bühnenbild
Daniel Williams – Ton / Sound Design
Igor Fomin – Licht
Anna Frumson – Kostüme
Andrej Bobylev – Sonnenblumen
Max Issaev – Kreidestreifen, die zu den in den Himmel führenden Fußstapfen wurden

Tänzer: Nastja, Pawel, Machina, Anna, Anton

Und ebenso vielen Dank an alle, die kamen, um MEPHISTO WALTZ in Edinburgh zu sehen!

Nach dem Fringe ist vor dem Fringe!

Anton

 

 

Der Bobby Preis für MEPHISTO WALTZ. Foto: Larry Bartfleet
Von links nach rechts / von oben nach unten: Pavel, Makhina, Anna, Nastya, Igor, Daniel, Anna, Anton. Foto: Larry Bartfleet

 

 

AKTUELL - 13.08.2012 - Ein Engel für Anna

13. 08. 2012, 21:24 | by DEREVO
englishрусский

Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012

 

Das ist eine tolle Neuigkeit!

Der „Herald“ verfolgt die Arbeiten von DEREVO auf dem Fringe seit unserer ersten Teilnahme mit „RED ZONE“. Die Kritiker dieser Zeitung sind immer dabei und schreiben über uns.

Wir haben den „Angel“ für das Stück „Once…“ und den „Archangel“ für „Ketzal“ erhalten.

Aber gestern ist etwas Außergewöhnliches geschehen.

Der Preis ging nicht an einen Tänzer, nicht an einem Komiker, nicht an einen Schauspieler. Der „Angel“ ging an die Managerin Anna Bogodist.

Sie hat in diesem Jahr die „Russian Seasons“ in Edinburgh organisiert. Sie war es, die uns Verrückte dorthin gebracht hat… DEREVO, das Do Theater, AKHE, La Pushkin, Lydia Kopina und HandMade…

Hunderte Briefe, Anrufe, die Visa, die Karten, die Werbung, die Unterbringung …
Ein ganzes Jahr Arbeit, Tag für Tag …
Anja – du bist großartig!
Herzlichen Glückwunsch!


Und noch eine traurige Nachricht: Nigel Charnok, unser guter Freund von DV8, ist von uns gegangen.

Ich hatte vor, ein paar Zeilen über ihn zu schreiben – es gelingt mir nicht.

Vorgestern auf der Bühne, während des ersten Tanzes, des „Trepaks“, erinnerte ich mich auf einmal an seine Bewegungen. Und ich lächelte…

Anton Adassinsky

Übersetzung: Rainer Jäckel