DEREVO e-life

AKTUELL - 24.10.2007

25. 10. 2007, 13:22 | by DEREVO
русскийenglish

AKTUELLUnd mit Freude vollenden wir unsere längst angekündigten „Nachrichten“ über die wunderbaren Tage in Mannheim. Es gibt nichts hinzuzufügen. Außer, dass ich mich noch nicht bei allen lauthals bedankt habe.

DANKE, Freunde!!! Ihr wart großartig. Ein tolles Projekt.

Seht euch gleich die Fotos an! »

Ende Oktober wird der Film über das Projekt fertig. „Wheel of Power“, „Will Power“, „Weel Power“, „Freiheit der Räder“, „Kraft der Schwielen“, „Kraftrad“, „Willenskraft“ – so haben ihn die Beteiligten geschrieben und betitelt: die Tänzer, Techniker, Maler, Verwaltungsleute, Manager… aus Italien, Russland, Holland, Deutschland, Japan, Mexiko, Polen und ein Mann aus dem Norden.

Im November werden zwei Hochzeiten für Aufsehen sorgen. Mannheim…

Text von Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Bilddesign: Elena Iarovaia basiert auf den Fotos von Nicole von Hasselt

AKTUELL - 25.09.2007

24. 09. 2007, 19:59 | by DEREVO
русскийenglish



AKTUELLNach den mühsamen schlaflosen Tagen in Mannheim (die Mädchen, die Traktoren und die nächtliche Elegie) fanden wir uns in Dublin wieder. Wir sollten das große Dublin Fringe Festival eröffnen. Das war uns nicht von Anfang an bewusst.

Wir waren sehr, sehr müde. Wirklich sehr.

Wir hätten höchsten den Syrtaki tanzen können. Und davon auch nur den ersten, männlichen Part, der weitschweifig ist und gemächlich.

So fingen wir auch an. Ein Traum über schwarzem Wasser zur Musik von Hanon. „Ihre Mitte“. Hanon ist ein Pseudonym. Ich glaube nicht, dass er Skrjabin erlaubt hätte, den wundervollen Wintergarten auf der Puschkarskaja in St. Petersburg ungefragt zu verlassen.

Das Wasser war nicht warm und sauber, doch es war glücklich, dass wir ihm unsere Körper überließen. Man berührt das Wasser und augenblicklich beginnt ein prickelndes Wunder, das einen durch Bäche, Flüsse, Meere und Ozeane mit der stillen Bucht verbindet, wo Krapp durch den Boden des Bootes hindurch das Riedgras rauschen hört.

Dann sind wir in Samuel Becketts Theater aufgetreten. „Glückliche Tage“.

Anton Adasinsky in the White Garden. Photo - Andrey BobylevAnton Adasinsky in the White Garden. Photo - Andrey BobylevFloating beds in the White Garden. Photo - Andrey BobylevFloating beds in the White Garden. Photo - Andrey Bobylev
In the White Garden. Photo - Andrey BobylevIn the White Garden. Photo - Andrey BobylevIn the White Garden. Photo - Elena YarovayaMartin Cyprich who has built the White Garden. Photo - Elena Yarovaya
Maxim Didenko in the White Garden. Photo - Andrey BobylevPlanting the White Garden. Photo - Elena YarovayaPlanting the White Garden. Photo - Elena YarovayaPlanting the White Garden. Photo - Elena Yarovaya
Planting the White Garden. Photo - Elena YarovayaSwans of the  White Garden. Photo - Andrey BobylevThe White Garden. Photo - Visual MachineWater comes to the White Garden. Photo - Elena Yarovaya

Text von Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Elena Iarovaia, Andrey Bobylev
Bilddesign: Elena Iarovaia

Siehe auch das Video von Mercury Boy Inc. in ihrem WeblogTheBubble.

Video by Mercury Boy inc.

AKTUELL - 24.8.2007

23. 08. 2007, 23:21 | by anton
русскийenglish


Einige Überlebensmodelle für diejenigen, die sich mit dem Gedanken tragen, ihr Leben der Kunst zu widmen.

  1. Man geht der geliebten Tätigkeit nach. Die verbleibende Zeit verwendet man zum Gelderwerb durch einfache körperliche Arbeit, die nichts mit Kunst zu tun hat.
  2. Man beschränkt seine sozialen Bedürfnisse auf ein Minimum und widmet sich weiterhin seiner geliebten Tätigkeit, während man sich von Almosen ernährt.
  3. Man widmet einen Teil seiner Zeit der geliebten Tätigkeit, den anderen Teil verbringt man mit Jobs im Kunstbetrieb. Medien, Fernsehen, Film, bunte Abende…, schlechte Vorstellungen usw., wobei man sich dessen bewusst ist, dass es sich um „Stümperei“ handelt.
  4. Man widmet sich ausschließlich der geliebten Sache und, nachdem man Jahre für die Qualität aufgewendet hat, erreicht man einen Zustand, in dem die Arbeit auf der Bühne das Überleben im sozialen Umfeld ermöglicht und die kreative, finanzielle und geografische Unabhängigkeit sichert.
  5. Man gelangt zu der Einsicht, dass Zeit und Kräfte nicht ausreichen, um mittels der geliebten Tätigkeit unabhängig zu werden, und, da man nicht bereit ist sich zu prostituieren, entsagt man der geliebten Tätigkeit, man entsagt jedweder Beschäftigung mit Kunst, und man verlegt sich auf das Geldverdienen zwecks Erwerb der Unabhängigkeit und des Glückes für andere: den Ehemann, die Ehefrau, Kinder, einen Freund.
  6. Man sucht sich ein System oder einen Menschen, das oder der die Mittel zur Verfügung stellt, die es erlauben, sich ausschließlich der geliebten Tätigkeit zu widmen, ohne „stümpern“ zu müssen.
  7. Man entsagt jedweder Betätigung und geht in ein Kloster. Entweder auf Kosten eines vermögenden Systems oder eines vermögenden Menschen.
  8. Man begeht Selbstmord.

Man muss jedem der Punkte die Namen guter Bekannter oder einfach bekannter Künstlerpersönlichkeiten zuordnen, zum Beispiel Baschlatschow, Faulkner, Mogutschij, Nikitin, Makarewitsch, Modigliani, Maximow, Jodorowsky, - bevor man sich mit einem Hechtblinker den Arsch aufreist. Ebenfalls interessant sind Methoden des Umsattelns von einem Modell zum anderen. Unterbreitet Vorschläge und probiert sie aus!

In diesem Text sind vorsätzlich gravierende methodische Schnitzer übersehen worden.

Text: Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel

Explanation 1Explanation 2Explanation 2-1Explanation 3
Explanation 4Explanation 5Explanation 6Explanation 7
Explanation 8Explanation 9Explanation 10Explanation 11

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AKTUELL - 15.08.2007

15. 08. 2007, 12:45 | by DEREVO
русскийenglish



AKTUELLIch kann meine Hände gut erkennen. Um mich herum stehen alte Autos. Anscheinend arbeite ich in einer Werkstatt. Ich arbeite allein.

Im Traum mache ich mir Sorgen, weil es höchste Zeit ist, diese Arbeitsstelle zu wechseln, aber es gibt da irgendwelche unklaren Verpflichtungen. Das ist nicht mein Traum. Es ist irgendein schlechter Film.

Ich bin überzeugt, dass ich schön und männlich bin. Ich suche den Spiegel und pfeife mir eins.

Kraftvolle Schläge gegen das Stahltor. Es wird langsam nach oben gezogen. Ein glühender Streifen Sonnenflut kriecht über den Boden.

Kunden. Aus den 30ern.

Der blonde Kerl bleibt am Lenkrad sitzen. Das Girl steigt aus. Zierliche Person.

Raucht und blinzelt. Mir scheint, ich kann den Jazz hören. Mir ist klar, wenn die Musik zu Ende ist, werde ich abgeknallt. Ich kenne dieses Pärchen. Das Girl ist Bonnie Parker.

Ich weiß, wie sie enden werden. Kurz nach ihrem 23. Geburtstag.

Eine von meinen Bekannten aus St. Petersburg hat sich eine Staatskarosse gekauft. Einen SIM, glaub ich.

Jeder Hohlraum war mit Sand ausgefüllt. Sollten wohl kugelsichere Türen.sein.

Im Traum kann man sterben. Daher antworte ich in gutem Englisch, dass ich ihre Gesichter kenne, dass in der Werkstatt kein Geld zu holen ist, und ich gebe ihnen den Tipp mit dem Sand in den Türen. Ich zeige ihnen, wo ich ihn einfüllen würde.

- Nicht schlecht, - sagt Bonnie (ich kann ihre Stimme nicht vergessen), - aber wo kriegen wir so viel Sand her, mein Junge?

- Aus dem Löschkasten, - ich setze ein Lächeln auf, so dass der Kerl es sehen kann.

Ich gehe zu dem Kasten. Die Tür wird zugeschlagen. Wahrscheinlich ist er ausgestiegen. Es ist heiß im Wagen.

Es ist eben Sommer.

Stalker. Photo - Elena IarovaiaFalcon. Photo - Elena IarovaiaCalifornia, Nov. 1989. After the Earthquake. Photo - Roman DubinnikovIgorek. Photo - Elena Iarovaia
Big Falcon. Photo - Elena IarovaiaMexico. Photo - Roman DubinnikovPragueSmile. Photo - Elena Iarovaia

Text von Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Elena Iarovaia, Roman Dubinnikow
Bilddesign: Elena Iarovaia

AKTUELL - 30.07.2007

30. 07. 2007, 22:48 | by DEREVO
русскийenglish



AKTUELLSein Name ist Dimmer.

Er stand als gewöhnlicher Koordinator vor uns. Er hätte alles sein können: Geheimagent, Drogenhändler, Präsident, Tänzer, Apfelsinenverkäufer, Sänger oder Kapitän auf einem Schiff. Die erste Begegnung auf dem Flughafen: wir sehen neben einem Auto eine stolze Silhouette, die von weitem an das Profil von Tovstonogov erinnert. Wir kommen schüchtern näher, die Gestalt verwandelt sich binnen Sekunden in Louis de Funes. Kleine Rolle vorwärts, und schon rasen wir unter Lachen und Weinen zum Hotel.

Ein Junge, der auf den Straßen des Brasilianischen Karnevals aufgewachsen ist. Ein Gaukler und Akrobat, einst ein Star des brasilianischen Zirkus’, heute ein grauer Vogel. Dimmer warf uns kopfüber ins Nachtleben von Brasilia.

Im Ganzen, in voller Größe, hat ihn niemand von uns zu Gesicht bekommen. Nur einzelne Teile: die Augen, die Hände, das biegsame Rückgrat, die fliegenden Augenbrauen. Er war überall und nirgends. Roma erschien er in Riesengestalt, Maxim hatte den Eindruck, er sei an altersschwacher Greis…

Mitten in der Nacht klopft es an die Tür:

– Anton! Antonio!
– Who is there?
– It’s me – Dimmer
– What’s happened?

Weiter geht es in Russisch, weil sein Englisch unfasslich ist und suspekt.

- Anton, danke für die wunderbare Vorstellung, ich bin so glücklich, dass ihr hier seid, und wie sich das Publikum freut, kommt immer und immer wieder, und ach und o… Das ist meine letzte Arbeit auf dem Festival, mich ruft meine Stimme, ich muss mich der Welt erklären, ich will eine LP mit dem Titel „Penetration“ aufnehmen, das ist ein Musical, in dem ich die Hauptrolle spiele, die zugleich die einzige ist… Das wird eine große Vorstellung, ganz Brasilia wird einbezogen sein.

Ich werde in einem Kasten sitzen und hungern. Darin ist ein Loch, das mit Fell ausgeschlagen ist. Jeder Einwohner meiner geliebten Stadt muss den Kopf da hinein stecken und mir in die Augen sehen. Jeder! Und wenn auch nur einer nicht zu dem Kasten kommt, werde ich sterben. Einen Monat halte ich durch, ich habe es ausgerechnet. Jeder hat 3 Sekunden. Die Musik schreibt Syd Barret. Es tut nichts zur Sache, dass er tot ist. Schon als Kind habe ich mit der Zunge gerollt: „Dolly Rocker, DollyRrrr…“

(Er zeigte mir, wie er das gemacht hat)

- Ich werde mich freuen, wenn ihr morgen rufen werdet: „Hey!! Hey!! Good-bye, Dolly Rocker!”

Am nächsten Morgen war er schon kein nächtlicher Besucher mehr, und der Abschied fiel nüchtern aus.

Lebewohl, Brasilien! Lebewohl, Karneval! Lebewohl, “roter” Dimmer, selbst wenn es dich nicht gegeben hat.

Photo - Alisa OleynikPhoto - Elena YarovayaPhoto - Elena YarovayaPhoto - Elena Yarovaya
Photo - Elena YarovayaPhoto - StykDimmer. Photo - Maxim DidenkoPhoto - Elena Yarovaya
Photo - Maxim DidenkoPhoto - Elena YarovayaPhoto - Elena YarovayaPhoto - Elena Yarovaya
Photo - Alisa OleynikPhoto - StykPhoto - Styk

Text von Roman Gabria, Max Didenko, Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos von Elena Iarovaia, Maxim Didenko, Alissa Olejnik, Elena Schtykova
Bilddesign von Elena Iarovaia

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AKTUELL - 20.06.2007

19. 06. 2007, 22:03 | by DEREVO
englishрусский

AKTUELL“KOREA SONG”

ANTON–BUDA

B. Korea. Menschen voll Leichtigkeit
Wie ein Kind von fünf Jahren für einen erwachsenen Mann.
A. Wenn die Menschen einst leben wie hier, dann lässt es sich leben.
B. Sie mögen Grellbuntes und weiße Handschuhe.
A. Täglich tausende lauterer Taten und Begegnungen.
Das alles geschah nicht als Folge von Regeln
oder
der Erziehung
oder
der Zukunftsplanung…
B. Sie laufen nur so - die Ellbogen gehen zackig auf und ab.
Früh halb fünf
Stoßzeit im Straßenverkehr
Leben rund um die Uhr.
A. Nein, das alles geschah in diesem Augenblick
mit keinem anderen als dir selbst,
und mit eben diesem Menschen
und mit der Luft, sie waren dir nah.
B. Wann immer man vor die Tür tritt – ein tröstender Anblick – ist jemand da.
Der eine läuft,
der andere isst, eine dritte zeichnet ein Krokodil in den Sand.
Hält sich nicht auf.
A. Das machte trunken und rein.
Wir tanzten an jedem Ort und für jeden.
Die Improvisation auf der Insel im Morgenlicht war wie ein Traum…
B. Im Theater die Kindergesichter der Techniker jeden Alters.
Fang selber mit allem an, dann hast du die Chance, sie zu kriegen…
Für Worte sind ihre Ohren taub.  
A. Humor ist ein Mind Game. Stell dir das Alltägliche, Vertraute, das sattsam Bekannte in einem anderen Licht vor. In Korea gibt es das nicht, denn es gibt für sie nichts Vergangenes und Gewohntes.
B. Die Socken kommen abhanden.
In jedem Theater schlüpft eine in eine Ritze.
Vier allein Gebliebene: violett,
grün,
rötlich
und gestreift.
A. Dem Jungen in Grins Erzählung hat man die Augenbinde abgenommen und den Sonnenuntergang gezeigt.
"Keine Angst, sie kommt wieder…"
Wozu wissen?
Wie soll man vergessen?
Weinen und abends mit den Vögeln der Sonne zurufen: "Geh nicht fort!!."
Mind Game….
B. Ich bin mir des Unterschieds zwischen Socken und Schwänen bewusst.
A. Ich will dort hin zurück
Auch im Traum.

01_Korea_Song02_Korea_Song03_Korea_Song04_Korea_Song
05_Korea_Song06_Korea_Song07_Korea_Song_photo_Alisa08_Korea_Song
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13_Korea_Song14_Korea_Song15_Korea_Song

Text: Anton Adassinskij und Buda
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Elena Iarovaia, Alissa
Fotodesign: Elena Iarovaia

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AKTUELL - 10.06.2007

11. 06. 2007, 23:24 | by DEREVO
englishрусский



AKTUELLIch kann den Fragen nicht aus dem Weg gehen.

- Sagen Sie, Anton, wovon handelt Ihr neues Stück „Die Diagnose“?

Wieder klaube ich nach den passenden Worten, um niemandem zu nahe zu treten, und damit ich selber nicht heulen muss von dem Geschwafel, das ich vorbringe.

O. k. Ich bin sicher ein wohlhabender Mann (Slava, reich mal ’ne Million rüber!) Ich kaufe mir keine Sachen, obwohl ich die Schaufenster anstarre, wie die koreanischen Frauen unseren Dima Abramov.

DEREVO besitzt alles was es braucht, um seine kreativen Ideen umzusetzen.

In der Brieftasche steckt neben dem Führerschein ein Foto von Bonnie Parker. Ausgezogen sieht sie aus wie Lena Iarovaia oder Schtyk.

Essen kann ich nicht, obwohl ich seit 10 Jahren Hunger habe. Ich müsste 59 Kilo wiegen. Zwischen den Proben und Vorstellungen werde ich wahnsinnig und brülle die Partner an. Ich habe gelernt, tagsüber zu schlafen und dort hinzugehen, wo ich hin muss.

Also, die Diagnose.

„DIE DIAGNOSE“

Im April 2006 wurde bei mir Hepatitis C in einem gewissen Endstadium festgestellt.
Wir nahmen eine Kamera mit ins Krankenhaus.

Mit hohler Stimme erklärten die Ärzte, dass mir noch drei Jahre bleiben, von denen das letzte äußerst unerfreulich sein würde. Alissa machte nach einigem Zögern eine Großaufnahme von mir. Ich sah sehr böse drein.

Oder eine Intensivtherapie, sechs Monate. Die Chancen sind der letzten Statistik nach zu 37 % positiv, zu 63 % negativ. Das Medikament ist neu, die Wirkung wenig untersucht. Wegen der Nebenwirkungen darf ich nicht unter Menschen sein. Depressionen, Schwäche, Fieber, Klaustrophobie und weiß der Teufel was noch…

Nur unter ärztlicher Aufsicht. Immerhin, eine Chance. Ich ließ mich auf die Therapie ein.
Um das Krankenhaus konnte ich mich nach langem Papierkrieg drücken. 672 Tabletten und 96 Injektionen. In Edinburgh wog ich nur noch 55 Kg und begann zu glauben, dass die Wirkung dieses Chemiezeugs tatsächlich wenig untersucht ist, so dass man mich hätte untersuchen müssen.

Vieles ist mir passiert… An manche Vorstellungen erinnere ich mich nur dunkel. Die Jungs wussten was los war. Sie haben sich mit Bravour gehalten. Wenn sie auch sagen, dass ich manchmal nicht ganz ich selbst gewesen sei.

Nach der sechsten Kontrolluntersuchung im März 2007 vor der Totentanz-Vorstellung in der Dreikönigskirche sagte meine liebe Ärztin, dass ich gesiegt hätte. Alissa hat ihre Hände fotografiert. Wir haben uns länger umarmt als wir es sonst tun.

Ich sagte es den Jungs. Als ich meine Stimme hörte, wurde mir klar, dass das ein anderer Anton war. Der alte war irgendwann im letzten Sommer fortgegangen. Alle meine Auftritte nach Edinburgh – „Mad in Japan“, „Tango der Wölfe“ in Kronstadt, „Kreuze und Nullen“, die Aktionen, meine Tänze, „Robert’s Dream“, „Die Diagnose“, die Interviews und die weißen Kontaktlinsen sind Schöpfungen eines anderen menschlichen Wesens. Vorerst müssen wir damit leben.

Die Form des Stückes ist eine Rückblende auf die Übergroße Liebe, die im März 2006 den Himmel verdeckte. Anliegen des Stückes ist es, dem alten Anton zu begegnen.

In dem Stück werde ich bekleidet sein.

01_Diagnose. Foto - Anton Adassinskij02_Diagnose. Foto - Maxim Didenko03_Diagnose. Foto - Anton Adassinskij04_Diagnose. Foto - Anton Adassinskij
05_Diagnose. Foto - Anton Adassinskij06_Diagnose. Foto - Maxim Didenko07_Diagnose. Foto - Elena Iarovaia08_Diagnose. Foto - Maxim Didenko
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13_Diagnose. Foto - Elena Iarovaia

Originaltext: Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Anton Adassinskij, Maxim Didenko, Elena Iarovaia
Fotodesign: Elena Iarovaia

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AKTUELL – 21.04.2007

21. 04. 2007, 23:07 | by DEREVO
русскийenglish

AKTUELLRobert ist nach Italien gereist. Er hat die Stadt besucht, wo er geboren wurde und seinen behandelnden Arzt erschossen hat.

Auf dem 13. Gesamtrussischen Theaterfestival „Die Goldene Maske“ wurde die Auszeichnung in der Kategorie „Innovation“ an die Gruppe DEREVO überreicht.

Moscow_1Moscow_2Moscow_3Moscow_4
Moscow_5aMoscow_7Moscow_8Georg_Neumann_piano

Text von Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto von Elena Iarovaia und DEREVO
Fotodesign: Elena Iarovaia

AKTUELL – 02.04.2007

02. 04. 2007, 21:39 | by DEREVO
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NOWNach dem Projekt „Mad_in_Japan“ in St. Petersburg hat DEREVO das Projekt „Mad_in_Russia“ nach Japan gebracht. In diesen Tagen ist viel passiert. Davon mehr im nächsten Nachrichten-Text. Einstweilen einfach die Bilder.

01_arrive_Tokio02_arrive_Tokio03_arrive_Tokio04_Asakusa_Tokio
05_forest_Tokio06_shoes_Asakusa_Tokio07_Mad_in_Russia_Yokohama08_Zulu_Press-conference
09_Mad_in_Russia_Yokohama10_Mad_in_Russia_Yokohama11_Mad_in_Russia_Yokohama12_Mad_in_Russia_Yokohama

Weitere Fotos »

Text: Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Elena Iarovaia, Hideo Tanaka und DEREVO.
Fotodesign: Elena Iarovaia

AKTUELL - 23.02.2007

25. 02. 2007, 17:01 | by DEREVO
englishрусский



AKTUELL
Auf dem Karneval in Venedig versammelten sich Wjatscheslaw Polunin, Michail Schemjakin, Anton Adassinskij und DEREVO, Dmitrij Schagin - sieben kleine und vier große Menschen - und viele – viele andere Künstler. Es war ein rauschender Ball! Venedig bebte und zerfloss im Regen.

Venice Carnival. Photo - Mirella LamperticoVenice Carnival. Photo - Mirella LamperticoVenice Carnival. Photo - Elena IarovaiaVenice Carnival. Photo - Elena Iarovaia

Text: Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Elena Iarovaia, Mirella Lampertico
Fotodesign: Elena Iarovaia

Alternativtext »

AKTUELL - 22.02.2007

25. 02. 2007, 17:00 | by DEREVO
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AKTUELLIch habe einen Brief erhalten. Die Angst vor krankhafter Aufrichtigkeit hat den Brief an mich selbst in einen Brief von mir an ihn verwandelt. Das eine wie das andere ist wahr. Am Telefon kann man das nicht erklären.

Sveta, grüß dich!

Ich sehe dich selten, aber ich weiß, dass du manchmal im Internet bist. Deshalb schreibe ich direkt an dich.

„Du hast dich mit dem Teufel eingelassen, meine Liebe…“ – aus irgendeiner Oper.

Sicher ist DEREVO auf der Bühne wunderbar und vollkommen. Von weitem, vom Zuschauerraum aus betrachtet. Und danach, in Träumen, in Erinnerungen.

Komm nicht näher heran, es lohnt nicht. Man sieht die Einzelheiten, die Schattierungen. Man sieht das stumpfsinnige tägliche Training. Die Aufnahmen, die Zweifel, die Tränen. Die vereinfachte Sprache unwissender Maschinen. Sie erfüllen nur zwei Aufgaben: eine Brücke zwischen Körper und Empfinden zu bauen, das zerebrale Kommandosystem zu schwächen, und eine zweite – in einem Märchen zu leben. In einer anderen, entgleitenden Welt. Und es ist unverschämt, das liebe Publikum, ohne um Erlaubnis zu fragen, dort hinein zu zerren.

Eine Faust ist eine Faust.

Da aber sind Übungen, Übungen… Das System, das DEREVO erstmals ausgearbeitet hat und dem es folgt, prägt den gesamten Komplex der menschlichen Wahrnehmung der Welt – der emotionalen, der physischen und der kognitiven.

Jetzt, nach vielen Jahren der Arbeit, kann ich sagen, dass die Auswirkungen irreversibel sind, sie führen die am Experiment Beteiligten weit weg.

Leider stehe auch ich am Rande des Wahnsinns.

Anton

Am 5. Februar hat DEREVO im Theater „Osobnjak“ in St. Petersburg die Aktion „Eichhörnchen“ gezeigt.

Lift in my house. Photo by Elena Iarovaia
Me and my memory. Photo by Anna BogodistGirls in my life. Photo by Anna BogodistNext to them... Photo by Anna Bogodist
Window in my room. Photo by Elena IarovaiaHouse in my backyard. Photo by Elena IarovaiaMy sky. Photo by Elena IarovaiaTwo Squirrels. Photo by Anna Bogodist

Text: Anton Adassinkij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Elena Iarovaia, Anna Bogodist
Fotodesign: Elena Iarovaia

AKTUELL - 09.01.2007

11. 01. 2007, 19:47 | by DEREVO
englishрусский


AKTUELL
Ich sehne die Nacht herbei.
Ich liebe die schweren Wolken, die mich Händen gleich vor der Sonne schützen. Das funkelnde Auge eines Zyklopengottes.

In meinen Träumen gibt es keine Unruhe und kein Unglück. Genauer gesagt, es gibt kein Gefühl der Unruhe. Es gibt Tode und Höhenflüge, Meere, Verfolgungsjagden und Liebe.

Ich führe nach Möglichkeit mehrmals am Tage eine DEREVO-Übung aus, die darin besteht, dass ich einige Minuten lang regungslos auf einer Bank sitze und mit halb geschlossenen verschwommenen Augen Traumbilder in die Realität projiziere, in der ich den Tag verbringe.

… Ich bin auf einem Schiff. Menschen – es sind viele – laufen von einer Bordwand zur anderen. Der Schoner schwankt. Ich nehme im Traum die Namen von Schiffen durch: Karavelle, Fregatte, Klipper, Dschunke. Ich schmatze im Schlaf mit den Lippen. Dschunke, Dschunke…

Ich springe von Bord… Ein zugewachsenes Ufer. Ich bin gerettet und lasse die Muskeln spielen.

Erregte Leistengegend. Ich bahne mir durch das feuchte Riedgras den Weg ans Ufer. Dahinter beginnt ein langes und einsames Leben. Glück.

Direkt am Ufer verrottet im Wasser ein Gummiball. Er ist weder groß noch klein, die Oberseite ist ausgeblichen. Er ist schon etwas schlaff, aber er erregt ein Lächeln. Ich möchte mit dem Fuß dagegen kicken. Ich kann nicht. Das lange Kleid hat die Beine verklebt.

Man ruft mich zum Essen. Man ruft mich Robert. Ich bin blasiert und, wie es scheint, reich. Nach dem Essen kommt der Arzt. Er lügt; ich weiß, dass ich sterben werde, und ich will es. Er bittet mich das Kleid auszuziehen. Ich weigere mich. Im Schloss herrscht Stille. Ich fühle den Saum zwischen der nassen Seide und dem Luftreich des Traums.

Die Premiere des Stücks „Robert’s Dream“ ist in Dresden gelaufen. Aber schon eine Woche später in St. Petersburg wissen wir, dass wir alles ändern.

Wir waren glücklich über eine Nachricht von einem großen Musiker. Nehmt euch bitte die Zeit (es gibt genug davon für alle) und hört euch seine Musik an! „Rock Bottom“, zum Beispiel…


Hello Anton,

Thank you for the greetings.

I do hope Robert’s Dream went well in Dresden.
Please say hello to all your company, and very best wishes for the New Year.
I’m so glad your work has been so well received.

Good Luck,
Robert (Wyatt)


Alisa. SelfportraitAnton. An Eye. Photo - Elena YarovayaDressing room after the premiereGa, Di, Anton. Photo - Carola  FritzsheGa. One Eye. Photo - Elena YarovayaNosferatu. Photo - ShtykRehearsal. A BreakSelfportrait. Photo - Elena YarovayaA Stone. Photo - Elena YarovayaTram No. 8

Foto von Elena Iarovaia, Carola Fritzshe, Alisa, Schtyck.
Fotodesign von Elena Iarovaia

Fotos von “ROBERT’S DREAM” »»


AKTUELL - 25.12.2006

25. 12. 2006, 22:50 | by DEREVO
englishрусский




Es gibt simple und sehr gute Nachrichten. DEREVO probt seine neue Arbeit „Robert’s Dream“, und das ist sehr gut. Das neue Jahr steht vor der Tür, auch das ist sehr gut. Und es ist gut, dass der Winter noch nicht da ist, und wenn er kommt, glaubt mir, dann ist es auch gut, wie auch die wahnsinnigen Menschenmassen in den Geschäften, der Glühwein, die Weihnachtsbäume auf den Straßen, die Lichterketten, die glänzenden Punks, die fröhlichen Schwerbehinderten, und dass niemand Zeitungen kauft.

Ich habe mich damit abgefunden, dass sich manche Dinge nie ändern, und dass Tränen der Veränderung in Erregung versetzen.

Auf dem Gipfel des Berges ist nur für einen Platz, und dort ist es einsam und es weht ein rauer Wind. Man möchte unbedingt alle sehen, und dann besinnt man sich, dass man den einen, der einem am meisten am Herzen liegt, nicht angerufen hat; man hat ihn vergessen, obwohl er ganz in der Nähe ist. Und man möchte in der Warteschlange beim Einkaufen keine Bekannten treffen. Nein, das stimmt nicht. Im Gegenteil. Man hat Grund genug, die Augen weit aufzureißen und Glück zu wünschen. Mein Gott, warum nicht an jedem Tag und nicht allen?


Robert's DreamRobert's DreamRobert's DreamRobert's Dream
Robert's DreamRobert's DreamRobert's DreamRobert's Dream
Robert's DreamRobert's DreamRobert's Dream

Foto und Fotodesign: Elena Iarovaia

AKTUELL - 15.11.2006

16. 11. 2006, 12:49 | by DEREVO
русскийenglish

AKTUELL

Beim Festival Tanzherbst haben Anton Adassinskij und Lena Iarovaia ihre Arbeit „Krestiki-Noliki“ (X0) vorgestellt.

„ – Danke, Lena! Es war ganz leicht.
Ich habe während der Proben gelächelt, während der Vorstellung,
und auch jetzt lächle ich, wenn ich daran denke…“

Die Kritik hat diese Arbeit als ein „Stück für zwei lebende Menschen“ bezeichnet.


X0. Photo - ShtyckX0. Photo - ShtyckX0. Photo - ShtyckX0. Photo - Buda
X0. Photo - ShtyckX0. Photo - BudaX0. Photo - ShtyckX0. Photo - Shtyk
X0. Photo - ShtyckGa in the Foyer. Photo - BudaX0. Photo - BudaX0. Photo - Buda

Übersetzung: Rainer Jäckel

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AKTUELL - 10.10.2006

12. 10. 2006, 00:51 | by DEREVO
русскийenglish


AKTUELLAuf dem Festival Vertical-2006 “Stop in time” traf DEREVO Tänzer aus Indien, und die Tänzer aus Indien trafen DEREVO. Was dabei herausgekommen ist, können Sie sehen und lesen. Für uns ist es schon wieder höchste Zeit…

 

 

 

 


Vertical 2006, DEREVO. Photo - A. KhokhlovaImprovisation of Anton Adasinskiy. Photo - A. BogodistFireman at the Robodock Festival. Photo - DiAfter_FestivalSri Sandjay Bhattacharya & Ga. Photo - A. KhokhlovaSri Sandjay BhattacharyaForestAnton Adasinsky & Srabosti Theatre (India). Photo - A. KhokhlovaPigeon & Mercedes. Photo - AlisaVertical 2006, DEREVO. Photo - A. BogodistVertical 2006, DEREVO. Photo - A. BogodistDancer of Srabosti Theatre & Tanya Khabarova. Photo - A. Khokhlova



Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Anna Bogodist, Anna Chochlova, Elena Smirnova, Di, Alissa
Bilddesign: Elena Iarovaia